Die wenigsten meiner Klienten wollen medizinisches Personal „bestrafen“. Wörter wie „Rache“ oder „Sühne“ höre ich sehr selten. Die Gründe, weshalb Klienten gegen Ärzte und Krankenhäuser vorgehen, sind rational. Und menschlich gut nachvollziehbar.
Erstens: Entschädigung: Der Kunstfehler hat nicht nur Schmerzen und Leid verursacht - sondern bringt auch finanziellen Schaden mit sich.
Das eigene Haus muss umgebaut, das Auto behindertengerecht ausgestattet werden. Betroffene brauchen Rente oder Hilfe im Haushalt. Dieser Schaden geht manchmal in die Hunderttausende, er überfordert viele.
Selbstverständlich muss der Schaden von Krankenhäusern und Versicherungen auf den Cent genau erstattet werden!
Zweitens: Endlich gehört werden! Ärzte, Krankenhäuser und Versicherungen kooperieren häufig erst dann, wenn ein Anwalt mit im Spiel ist. „Ich will jetzt ernstgenommen werden“, sagte mir eine geschädigte Klientin, „ich will, dass das Krankenhaus mich wahrnimmt mit dem, was ich durchlitten habe!“
Drittens: Aufklärung: Was hat sich wirklich während der Operation abgespielt? Wie konnte es geschehen, dass ein OP-Tuch in der Bauchhöhle vergessen wurde?
Viele Klienten wollen wissen, ob es sich um Schicksal oder Schlamperei handelte. Dies hilft ihnen, mit den Geschehnissen abzuschließen und ihren Frieden zu machen.
Viertens: Transparenz: Einen ärztlichen Kunstfehler im Krankenhaus kann niemand rückgängig machen. Aber: Wir können daraus lernen.
So sinnlos der eigene Schicksalsschlag häufig erscheint - viele meiner Klienten wollen, dass solche Kunstfehler in Zukunft anderen erspart bleiben.
Dadurch können meine Klienten das Erlebte und die Trauer auch seelisch bewältigen.